AKW-Ausbaupläne im Zentrum der Nuclear Energy Conference in Prag: kritische Betrachtung des tschechischen Reaktor-Deals/erneut technische Störung im AKW Temelín

Im Zentrum der diesjährigen Nuclear Energy Conference in Prag stand das aktuell laufende Bieterverfahren für neue Atomkraftwerke in Tschechien. Sollten die Pläne der Regierung umgesetzt werden, handelt es sich um die größte Investition in der Geschichte der Tschechischen Republik. Vier neue Reaktorblöcke, die bis zu 2 Billionen Kronen (80 Mrd. Euro) kosten könnten, sind auch eine zentrale Zukunftsfrage für die tschechische Energiepolitik. Klarerweise hat eine Investition dieser Größenordnung auch eine gewaltige Auswirkung auf den Staatshaushalt. Aktuell prüft die tschechische Regierung den Vorschlag zur Auswahl eines Reaktorbauers, die Entscheidung soll im Sommer fallen. Der Vertrag mit dem Gewinner der Ausschreibung soll bis Ende März 2025 unterzeichnet werden, der Bau des ersten neuen Blocks soll vier Jahre später beginnen.

Ein ambitionierter Plan angesichts der AKW-Großbaustellen in Europa, die mit horrenden Kostensteigerungen sowie gewaltigen Bauverzögerungen zu kämpfen haben, wie Expert/innen aus Frankreich, den USA und Südkorea bei der Konferenz klar aufzeigen. „Nicht nur in Tschechien, auch in weiteren europäischen Ländern wird wieder über den Neubau von AKW diskutiert, das kann man tun, aber die Fakten sprechen dagegen. Bekannt sind die Risiken: Tschernobyl, Fukushima, Saporischschja. Dazu kommt die Endlagerung – Atommüll, der die kommenden 30.000 Generationen schwer belasten wird. Wer die Entwicklungen der Neubauprojekte in Flamanville und Hinkley Point kennt, der weiß: der Strom aus diesen AKW ist sehr teuer und ohne Subventionen nicht marktfähig. Und zum Ausgleich von Sonnen- und Windstrom sind AKW ungeeignet”, stellte Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder in seinen Eröffnungsworten bei der Nuclear Energy Conference klar.

Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder im Gespräch mit der tschechischen Politikerin Magdalena Davis und dem ehemaligen tschechischen EU-Kommissar und ehemaligen tschechischen Premierminister Vladimir Spidla bei der Nuclear Energy Conference in Prag.
(C) Land OÖ/Werner Dedl

Bei der Konferenz wurden wichtige energiepolitische Fragen diskutiert: Was kostet der Strom? Ist die Kapazität verfügbar, wenn sie benötigt wird? Ist die Technologie nachhaltig? Und auch: Gibt es Investoren, die das Risiko tragen? In den Panel-Diskussionen am Nachmittag wurde diesen Fragen in Bezug auf den geplanten Atomkraftausbau von Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft nachgegangen.

Aktuell hat man in Temelín wieder mit einer Reihe von Abschaltungen zu kämpfen: Gestern wurde der zweite Block des AKW außerplanmäßig heruntergefahren. Die Aufsichtsbehörde meldete Vibrationen der Turbine über den zulässigen Werten. Bereits Anfang des Monats musste derselbe Block im AKW Temelín vom Netz genommen werden, um laut Betreiber CEZ zwei Ölpumpen für die Steuerung der Turbine auszutauschen. Warum dieses an sich robuste System fehlerhaft war wurde weder vom Betreiber noch der Aufsichtsbehörde näher erläutert.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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