Der Arbeitsklima Index zeigt: Oberösterreicher:innen sind unzufrieden mit den Führungskräften

Besonders am Bau, im Tourismus und im Handel werden qualifizierte Arbeitskräfte gesucht. Arbeitgeber beklagen, dass ihre Beschäftigten nicht bleiben wollen. Dass genau in diesen Branchen die Zufriedenheit mit den Führungskräften besonders niedrig ist, zeigt eine aktuelle Auswertung des Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich. Daraus folgert AK-Präsident Andreas Stangl: „Ein ordentlicher Führungsstil trägt auch zur Arbeitszufriedenheit bei. Wenn Chefs und Chefinnen respektvoll im Umgang sind, steigt auch die Zufriedenheit.“

Arbeiten am Bau ist zweifelsfrei mit enormen Anstrengungen verbunden. Besonders die andauernde Hitze stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Hinzu kommt, dass fast ein Viertel der Beschäftigten am Bau angibt, ständigem Arbeitsdruck ausgesetzt zu sein und kaum Zeit zum Verschnaufen zu haben. Das zeigt eine aktuelle Sonderauswertung des Arbeitsklima Index. 24 Prozent der oberösterreichischen Bauarbeiter:innen fühlen sich durch schlechte Gesundheitsbedingungen belastet.

Im Tourismus werden laufend Fachkräfte gesucht. Bei den Beschäftigten zeichnet sich in Oberösterreich zudem eine Unzufriedenheit mit der Arbeitszeitregelung ab.

Außerdem sind die Beschäftigten durch ihre schwere körperliche Arbeit und die oft überlangen und unregelmäßigen Arbeitszeiten belastet.

Mehr als jede:r fünfte Tourismusbeschäftigte in Oberösterreich gibt an, dass es im Unternehmen schon einmal Fälle von Burnout gegeben hat.

Wo Oberösterreich aber gut dasteht, sind die Weiterbildungsmöglichkeiten. Hier liegt das Bundesland sowohl bei der Zufriedenheit mit den Möglichkeiten zu Weiterbildungen, als auch bei den tatsächlich absolvierten Kursen und Seminaren vor den restlichen Ländern. So geben 43 Prozent der Oberösterreicher:innen an, dass sie in den vergangenen 12 Monaten eine Weiterbildung besucht haben, im Rest Österreich sind es 39 Prozent. Auch die Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmöglichkeiten liegt in Oberösterreich mit 60 Prozent über dem Rest Österreichs (57 Prozent).

Beschäftigte sind unzufrieden mit Führungsstil

Auffallend ist, dass sowohl die Zufriedenheit mit dem Führungsstil als auch die Zufriedenheit mit der Beziehung zu den Kolleg:innen in Oberösterreich, im Vergleich zum Rest des Landes, niedriger ist. „Dies muss vor allem ein Alarmsignal für alle Chefinnen und Chefs in Branchen sein, wo wir dringend Fachpersonal brauchen. Eine gute Führung mit Herz und Verstand wirkt sich auch positiv auf die Zufriedenheit der Beschäftigten aus“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.

Hier lässt sich auch ein Zusammenhang mit der (Un-)Zufriedenheit mit den Gestaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz vermuten. Besonders am oberösterreichischen Bau (61 Prozent) und im Einzelhandel (58 Prozent) liegt die Zufriedenheit unter den Werten im Rest Österreichs (69 Prozent und 67 Prozent). 

Darum fordert die Arbeiterkammer Oberösterreich ein Bekenntnis der Arbeitgeber zu einer ständigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen, damit die Beschäftigten gesund und arbeitsfähig bleiben. „In einem Arbeitsumfeld, das Entwicklungsmöglichkeiten, Mitbestimmung und gesunde Bedingungen bietet, wollen die Beschäftigten auch bleiben“, so der AK Präsident.

Der Österreichische Arbeitsklima Index

Seit mittlerweile 27 Jahren erhebt die Arbeiterkammer Oberösterreich gemeinsam mit den Forschungsinstituten IFES und FORESIGHT den Arbeitsklima Index. Er gibt Aufschluss über die Arbeitszufriedenheit, aber auch über die Belastungen und Sorgen der österreichischen Beschäftigten. In persönlichen und Online-Interviews werden jährlich rund 4.000 Personen befragt. Dadurch lässt sich ein Stimmungsbild für die Beschäftigten in ganz Österreich ableiten.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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