Bad Ischl: Blicke in die Ausstellung I Radical Feminine – Radikal Weiblich


Zeitgenössische KeramikkunstEine Ausstellung der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 über Feminismus, Radikalismus und Verletzlichkeit im Zuge des Projekts „City of Ceramics” im Kunsthaus Blaue Butter im Kunstquartier Stadtgarten Gmunden

Bad Ischl, 13. August 2024
Starke weibliche Positionen bestimmen den Aufbruch und das Aufbrechen etablierter Konventionen in der Keramikkunst. Dies geht auf eine lange Tradition zurück: Wurden Künstlerinnen lange in der männlich dominierten Kunstwelt diskriminiert und von der Kunstausbildung ausgeschlossen, begannen sie Anfang des 20. Jahrhunderts eben jene Nischen zu besetzen, die ihnen zu dieser Zeit überlassen wurden. Diese waren zunächst „weiblich” konnotierte Materialien und Techniken wie Textil, Grafik und Keramik. Der Rohstoff Ton inspirierte die Pionierinnen, sie experimentierten mit dem Material und Künstlerinnen führen es bis heute immer wieder an seine Grenzen und darüber hinaus. In der Ausstellung Radical Feminine – Radikal weiblich – kuratiert von Genoveva Rückert und Veronika Schreck, Kuratorinnen der OÖ Landes-Kultur GmbH und der Academy of Ceramics Gmunden – wird ein Blick auf das Weibliche in der Keramikkunst geworfen. Im Sinne der Wortwurzel – auf lateinisch Radix – Wurzel, Ursprung, Quelle, spannt sich der Bogen von der Urgeschichte bis zu radikalen Ansätzen in der aktuellen Gegenwartskunst. Von einer der ältesten bekannten Frauendarstellungen zu wichtigen Positionen des 20. Jahrhunderts bis in die Jetztzeit werden das Weibliche und Figurative von Frauen selbst, aber auch starke feministische Haltungen gezeigt. War lange die männliche Sichtweise auf den nackten Frauenkörper vorherrschend, eroberten sich die Keramikkünstlerinnen der Zeit um die Jahrhundertwende dann selbst den Blick auf das Weibliche. Die österreichischen Keramikkünstlerinnen Emilie Schleiss-Simandl (1880–1962), Susi Singer (1891–1955), Ida Schwetz-Lehmann (1883‒1971 AT), Gudrun Baudisch–Wittke (1907–1982) und später Annerose Riedl (DE/AT) zeigen ihre Sicht auf das Weibliche und Nacktheit. Mit der Arbeit von Johannes Schweiger (AT) über die Österreicherin Lucie Rie (1902–1995) ist auch die nach dem Anschluss Österreichs nach London geflüchtete jüdische Keramikerin, ebenso wie Maud Friedland (1927–1996 AT/IL) vertreten. Weiters zu sehen sind zeitgenössische Kunstpositionen von: Julia Beliaeva (UA), Alexandra Engelfriet (NL/FR), Esra Gülmen (TR/DE), Maria Kulikovska (UA), Kris Lemsalu (EE/AT), Linda Luse (LV/AT), Laura Põld (EE), und Chin Tsao (TW). Diese Zusammenschau, ergänzt durch Größen aus der jüngsten Kunstgeschichte wie Kiki Kogelnik (19351997 AT/US), zeigt eindrücklich die Einzigartigkeit, Kraft und Radikalität weiblichen Schaffens und das Potenzial des Werkstoffes Keramik. Nach „All About the Vessel” ist „Radical Feminine – Radikal weiblich” die zweite Ausstellung im Kunsthaus Blaue Butter, das Anfang Mai im Kunstquartier Stadtgarten Gmunden eröffnet wurde.
 
Radical Feminine | Radikal Weiblich
Laufzeit
10/08 – 13/10/2024
Öffnungszeiten Mi–So 13–19 Uhr
Ort Kunsthaus Blaue Butter, Kunstquartier Stadtgarten Gmunden, Johann Tagwerkerstraße 8, 4810 Gmunden
Eintritt € 6,-, Kulturcard-Besitzer*innen € 4,-, Kinder € 2,- 

Feminismus, Radikalität und Verletzlichkeit
Feminismus, Radikalität und Verletzlichkeit wohnen den Werken der Künstlerinnen Annerose Riedl (AT), Kiki Kogelnik (AT/US), Kris Lemsalu (EE/AT) und Maria Kulikovska (UA) inne. Den hinterfragenden Blick auf das Menschliche werfen Laura Põld (EE) und Chin Tsao (TW). Gesellschaftspolitisch und kritisch arbeiten Esra Gülmen (TR/DE) und Julia Beliaeva (UA), während sich Linda Luse (LV/AT) mit den Wurzeln (Radix) selbst, Johannes Schweiger (AT) mit ökonomischen Bedingungen und Lucie Rie (AT/GB) als Grande Dame mit der modernen Keramik beschäftigt. Sie hinterfragen kritisch unseren zwischenmenschlichen Umgang, den Umgang mit unserer Umgebung und der Natur. So schaffen alle Künstlerinnen mit ihren Keramiken fantastische neue Erzählungen von Weiblichkeit, Menschlichkeit und Zusammenleben. Dafür dekonstruieren sie Dogmen humorvoll und üppig und zerstören, setzen neu zusammen, überschreiten Grenzen und erfinden Vorstellungen des Femininen radikal neu.

Das Ausstellungskonzept von Genoveva Rückert und Veronika Schreck, Kuratorinnen der OÖ Landes-Kultur GmbH und der Academy of Ceramics Gmunden,basiert auf einer Auswahl von internationalen zeitgenössischen Keramiken von höchster Qualität, die im Spiegel der Sammlungen und des Kontextes des Bundeslandes Oberösterreich präsentiert werden. Dankenswerterweise wurden Leihgaben zur Verfügung gestellt aus öffentlichen und privaten Sammlungen, wie u. a. die Sammlung der Stadt Gmunden, die Archive der Gmundner Keramik Manufaktur und Laufen Austria AG, der Sammlung des Landes Oberösterreich sowie aus zahlreichen Galerien.

Mitwirkende
Kuratorinnen Genoveva Rückert und Veronika Schreck, OÖ Landes-Kultur GmbH und der Academy of Ceramics Gmunden
Künstlerinnen Gudrun Baudisch-Wittke (1907–1982 AT/DE), Julia Beliaeva (UA), Alexandra Engelfriet (NL/FR), Maude Friedland (1927–1996 AT/US/IL), Esra Gülmen (TR/DE), Kiki Kogelnik (1935–1995 AT/US), Maria Kulikovska (UA), Kris Lemsalu EE/AT), Linda Luse (LV/AT), Laura Põld (EE), Lucie Rie (1902–1995 AT/GB), Annerose Riedl (DE/AT), Emilie Schleiss-Simandl (1880–1962 AT), Johannes Schweiger (AT), Ida Schwetz-Lehmann (1883–1971 AT), Susi Singer (1891–1955 AT/US) sowie Chin Tsao (TW). Projektträger Verein zur Förderung europäischer Keramikkünstlerinnen
Programmleitung Bildende Kunst Simone Barlian
Assistenz Bildende Kunst Teresa Kranawetter

Information
Verein zur Förderung europäischer Keramikkünstler*innen
Eva Fürtbauer, eva.fuertbauer@gmunden.ooe.gv.at, T +43 7612 794 406, M +43 676 88 794 406

SAVE THE DATE 
City of Ceramics: Garden of Clay
Eine Ausstellung des Vereins zur Förderung europäischer Keramikkünstler im Rahmen des Projekts „City of Ceramics” in Kooperation mit der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024. Vier Künstler*innen – Maria Baumgartner, Wilfried Gerstl, Gerold Tusch, Christa Zeitlhofer aus Wien, Graz, Linz und Salzburg nehmen Bezug auf die vielfältigen Erscheinungsformen der Natur. So divers die Zugänge auch sind verbindet sie doch alle der gekonnte Umgang mit der Materie Ton und ein lustvolles Ausarbeiten von Details. Damit entsteht das stimmige Gesamtbild einer Ausstellung, in der Heiterkeit, Leichtigkeit und Ironie „im Garten” zum Ausdruck kommen.

Eröffnung Freitag 23/08/202419 Uhr
Laufzeit 24/08 – 16/10/2024
Öffnungszeiten Mi–So, 10 – 15 Uhr
Ort K-Hof Kammerhof Museen Gmunden Kammerhofgasse 8, 4810 Gmunden
Eintritt € 6,- Tickets vor Ort

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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