Ebensee, 20. September 2024
Die gezielte Zerstörung von Bibliotheken wird historisch meist mit der destruktiven Kraft des Feuers assoziiert. Im Falle der ständestaatlichen Säuberung sozialdemokratischer Büchereien 1934 in Österreich übernahm aber das Wasser für kurze Zeit die Regie. Teile der „stark zerlesenen” Arbeiterbibliothek landeten in Ebensee in den Fluten. Das setzte einen Kreislauf in Gang, der die Bücher zwar vorübergehend verstummen ließ, sie aber auch deformiert wieder ans Ufer spülte: Als Wiedergänger behaupten sie hartnäckig ihren Platz im kollektiven Gedächtnis.
Das Künstler*innen Trio Ana de Almeida, Jakub Vrba und Christian Wimplinger erarbeitet im gemeinsamen Austausch von Bildern, Texten und Klängen einen Installations-Essay – einen diskursiven Apparat, der als Konstellation verschiedener Artefakte auf multidirektionale Weise kommuniziert. In den bücherförmigen Kunstharz-Skulpturen des Trios fließen Archivdokumente und Wasserpflanzen, Fotografien und Schlamm, Klänge und Steine ineinander, alles Trümmer des Bürgerkrieges, die das Traunsee-Gedächtnis wieder ans Land und durch den Ausstellungsraum spült. Hier erzählen sie von Ein- und Ausschlüssen, von medialen Übertragungen und von den verschiedenen Aggregatzuständen der Zeit.
Ana de Almeida, Jakub Vrba und Christian Wimplinger verbringen den Oktober im Ausstellungsraum am Landungsplatz Ebensee, um mit den Besucher*innen ins Gespräch zu kommen und weiteres Material – neue Kunstharz-Bücher – zu versenken, sodass die Bibliothek permanent weiter wächst.
Brandungen Eröffnung Donnerstag 04/10/2024, 16–20 Uhr In Anwesenheit der Künstler*innen Es sprechen Elisabeth Schweeger, Künstlerische Geschäftsführerin, Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024, Sabine Promberger, Bürgermeisterin der Marktgemeinde Ebensee Ort Bahnhof Landungsplatz Ebensee, Hauptstraße 36, 4802 Ebensee Laufzeit 04/10–27/10/2024 Öffnungszeiten Fr–So 10–17 Uhr Eintritt frei |
Ana de Almeida, Jakub Vrba und Christian Wimplinger sind ein Künstler*innen- und Autor*innen-Kollektiv. Sie kommen aus Lissabon, Karlovy Vary und Waldzell. Gemeinsam beschäftigen sie sich mit individuellem und kollektivem Gedächtnis sowie Erinnerungsprozessen aus einer soziopolitischen Perspektive. Sie arbeiten mit Wasser, Text, Ton und Mixed Media sowie mit Archiven und Installations-Essays. Ana de Almeida, Jakub Vrba und Christian Wimplinger arbeiten und leben gemeinsam in Wien und in Altmünster am Traunsee. Mitwirkende Künstler*innen und Projektverantwortliche Ana de Almeida, Jakub Vrba, Christian Wimplinger Programmleitung Bildende Kunst Simone Barlian Assistenz Bildende Kunst Teresa Kranawetter |