Die Wohnkosten sind für viele Oberösterreicher:innen eine starke Belastung. Eine aktuelle Erhebung des AK Wohnzufriedenheitsindex gibt Auskunft darüber, wie es um die Leistbarkeit des Wohnens bestellt ist, wie wenig treffsicher die Wohnbeihilfe ist, insbesondere für Alleinerziehende und Studierende. Dabei zeigt sich, dass sowohl bei der Zahl der Beziehenden als auch bei der Höhe der Wohnbeihilfe Verbesserungspotenzial besteht. Die Vorschläge der AK für Änderungen bei der Wohnbeihilfe liegen auf dem Tisch.
Fakt ist: Mehr als die Hälfte der unselbständig Beschäftigten in Oberösterreich beurteilt im aktuellen Wohnzufriedenheitsindex die Leistbarkeit ihrer Wohnsituation als kritisch oder schlecht. Auch die finanzielle Belastung durch Energie ist weiterhin hoch. Menschen mit einem Einkommen von unter 1.350 Euro pro Monat stehen bei den Wohnkosten besonders unter Druck: Acht von zehn AK-Mitgliedern mit geringem Einkommen können sich ihren Wohnraum kaum leisten.
Rund 20 Prozent der Anträge auf Wohnbeihilfe werden abgelehnt
Die Wohnbeihilfe soll Menschen mit niedrigem Einkommen leistbares Wohnen ermöglichen. Jedoch erfüllt sie ihren Zweck nicht immer. So zeigt eine aktuelle Anfrage im OÖ Landtag, dass im 1. Halbjahr 2024 genau 18.486 Ansuchen auf Wohnbeihilfe gestellt wurden. Davon wurden rund 20 Prozent (3.678) abgelehnt. Rund 44 Prozent der abgelehnten Anträge deshalb, weil Unterlagen gefehlt haben, etwa 23 Prozent, weil das Einkommen zu hoch war und rund 14 Prozent, weil der „anrechenbare Wohnaufwand“ (aktuell bei 8 Euro Hauptmietzins pro Quadratmeter inkl. USt, exklusive Betriebskosten) überschritten wurde.
Nur etwa 20 Prozent der Wohnbeihilfenbeziehenden sind Alleinerziehende
Knapp die Hälfte der Alleinerziehenden und ihre Kinder sind laut EU-SILC von Armut bedroht. Besonders für sie ist effektive finanzielle Unterstützung beim Wohnen notwendig. Im ersten Halbjahr 2024 bezogen in Oberösterreich im Durchschnitt 4.492 Alleinerziehende Wohnbeihilfe. Das sind rund 20 Prozent aller Wohnbeihilfenbeziehenden. Das ergab eine aktuelle Anfrage im OÖ Landtag. Die durchschnittlich ausbezahlte Wohnbeihilfe pro Haushalt im ersten Halbjahr 2024 beträgt bei Haushalten mit einem Erwachsenen und einem oder mehreren Kindern rund 237 Euro.
Wohnbeihilfe wenig treffsicher
Die hohen Ablehnungszahlen bei der Wohnbeihilfe und der geringe Anteil an Wohnbeihilfenbeziehenden unter den Alleinerziehenden liegen aus Sicht der AK sowohl an bürokratischen Hürden als auch an Einkommens- und Quadratmeterpreisgrenzen fernab der Realität. Dazu kommt: „Rund ein Drittel der Haushalte stellt gar keinen Antrag, obwohl sie Anspruch auf Wohnbeihilfe hätten. Dadurch bekommen Menschen nicht die Hilfe beim Wohnen, die sie brauchen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl (Beitragsbild), bezugnehmend auf eine Studie des Zentrums für Europäische Wohlfahrtspolitik.
AK legt Vorschläge für eine bessere Wohnbeihilfe vor
Damit mehr Menschen mit niedrigem Einkommen mit Hilfe der Wohnbeihilfe ihr Wohnbedürfnis befriedigen können, fordert AK-Präsident Andreas Stangl: „Die Landesregierung muss die Wohnbeihilfe ohne Verzug an die Realität anpassen.“ Das sieht auch die überwältigende Mehrheit von 84 Prozent der unselbständig Beschäftigten in Oberösterreich so. Sie fordern, dass mit der Wohnbeihilfe Menschen mit niedrigem Einkommen bei den Kosten für Wohnen unterstützt werden sollen.
Obwohl 85 Prozent der unselbständig Beschäftigten laut Wohnzufriedenheitsindex der Meinung sind, die Wohnbeihilfe solle „rasch und unkompliziert“ beantragt werden können, ist von Kundenfreundlichkeit bei der Wohnbeihilfe nur wenig zu merken. Die AK fordert daher, die Wohnbeihilfe digital vorauszuberechnen und beantragen zu können.
„Die vielen vorzulegenden Unterlagen überfordern viele. So hält die Landesregierung Menschen ab, Wohnbeihilfe zu beantragen. Das muss sich rasch ändern“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Auch müssen die Parameter für die Berechnung adaptiert werden: So muss der Quadratmeterpreisdeckel von 8 Euro pro Quadratmeter (inklusive USt., jedoch ohne Betriebskosten) auf 10 Euro angehoben werden. Die maximale Quadratmeterzahl muss von 45 (bei einer Person) beziehungsweise 60 Quadratmeter (bei zwei Personen) auf 50 bzw. 70 Quadratmeter angepasst werden.
Hintergrund: Der AK Wohnzufriedenheitsindex als starkes Instrument
Der AK Wohnzufriedenheitsindex trifft wichtige Aussagen über Ängste und Sorgen sowie Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen zum Thema Wohnen. Er hat eine Spannweite von 0 (maximal negativ) bis 100 (maximal positiv). Die aktuelle Erhebung unter 800 Beschäftigten fand im Juli 2024 statt. Sie ist repräsentativ für die unselbständig Beschäftigten in Oberösterreich. Der Gesamtindexwert liegt bei 70 Punkten. Im Vergleich zum zweiten Quartal hat er sich minimal um einen Punkt verbessert.