Stefan Mayerhofer (42) aus Bad Ischl besucht die Caritas-Schule für Sozialbetreuungsberufe und baute im Zuge seines Fachprojekts Barrieren beim Lesen ab. Wer, wie der 42-Jährige aus Bad Ischl, Interesse an einem Sozialbetreuungsberuf hat, kann sich am 21. November um 18 Uhr beim Online-Infoabend der Caritas-Schule Josee in Ebensee am Traunsee über die verschiedenen Ausbildungs- und späteren Arbeitsmöglichkeiten informieren. Nähere Infos unter www.josee.at
Der Vater von vier Kindern im Alter zwischen 5 und 22 Jahren war Dachdecker. „Auf Dauer aber machte mich das Unterwegssein auf Baustellen in Oberösterreich, Salzburg und Steiermark nicht glücklich, ich wollte lieber Menschen helfen“, erzählt der 42-Jährige. „Ich suchte ‚etwas Soziales‘, wofür ich keine Matura brauchte. Ich erinnerte mich an meinen gleichaltrigen beeinträchtigten, leider mittlerweile verstorbenen Cousin, mit dem ich meine Kindheit verbrachte. Mich um ihn zu kümmern, mit ihm zu spielen, war für mich ganz selbstverständlich.“ Und so entschied er sich für die dreijährige Diplom-Ausbildung Behindertenbegleitung an der Caritas-Schule für Sozialbetreuungsberufe, Josee. Da der Lebensunterhalt dank des Pflegestipendiums des Bundes während der Ausbildungszeit gesichert war, fiel dem vierfachen Vater die Entscheidung, nochmals die Schulbank zu drücken, leichter.
Die Ausbildung umfasst neben dem Unterricht an der Caritas-Schule Praktikumseinsätze in verschiedenen Gesundheits- und Sozialeinrichtungen. Außerdem erstellen die Absolvent*innen ein Fachprojekt in der Sozialbetreuung. Stefan Mayerhofer absolvierte sein Fachprojekt im Lebenshilfewohnhaus Bad Ischl. Hier lernte er einen 58-jährigen Bewohner kennen, der viel und gerne las – und auch sehr stolz auf seine Lesefähigkeit war. Das Zimmer des Mannes war voll von Büchern. Stefan Mayerhofer bemerkte aber, dass die meisten Bücher Lesezeichen mitten im Buch hatten – also nicht fertig gelesen waren. Zudem fiel ihm auf, dass der Bewohner ein Buch einfach von vorne bis hinten durchlas – Wort für Wort, ohne darauf zu achten, was inhaltlich wichtig war. Zur eigentlichen Geschichte des Buches konnte er hingegen nur wenig sagen.
„Da beschloss ich anzusetzen“, überlegte sich Stefan Mayerhofer. „Als ich ihm vorschlug, für mein Fachprojekt einmal pro Woche gemeinsam zu lesen, zeigte sich dieser begeistert.“
Also startete Stefan Mayerhofer mit dem ersten Teil des Fachprojekts: der Suche nach geeigneten Büchern. Das stellte sich als relativ schwierig heraus, doch dank der Bibliothekarin der Bibliothek Strobl stieß er schließlich auf die richtige Bücherserie: „Die drei Fragezeichen-Kids“. Inhaltlich fesselnd, in einfacher Sprache und großer Schrift, illustriert mit ansprechenden und erklärenden Bildern, und einem Rätsel nach jedem Kapitel. Dies schien perfekt geeignet, um sie mit dem Bewohner gemeinsam strukturiert zu lesen und damit zu versuchen, seine kognitiven Fähigkeiten zu fördern.
Dass das Fachprojekt sechs Monate andauern würde, damit hatte der 42-Jährige im Vorfeld nicht gerechnet. Doch es war ihm gelungen, dem 58-Jährigen zu zeigen, wie man an die Auswahl eines Buches herangeht, damit Gelesenes mehr Spaß macht und gleichzeitig die kognitiven Fähigkeiten trainiert werden.