Die Stromnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG), Netz Oberösterreich GmbH (Netz OÖ) und LINZ NETZ GmbH (Linz Netz) machen den Zentralraum Oberösterreich mit einem 220kV-Versorgungsring fit für die Energiezukunft: Heute erfolgte der offizielle Spatenstich und somit der Startschuss für das gemeinsame energiewirtschaftliche Großprojekt, das Voraussetzung für die Dekarbonisierung der Stahlproduktion und somit Grundlage für eine maßgebliche CO2-Reduktion sowie das Gelingen der versorgungssicheren Energiewende in der Region und in ganz Österreich ist.
Anlässlich des Startschusses für das energiewirtschaftliche Großprojekt luden die Projektwerber APG, Netz OÖ und Linz Netz, vertreten durch Gerhard Christiner, Vorstandssprecher APG, Marcus Karger, kaufmännischer Vorstand APG, sowie die Geschäftsführer der Projektpartner Netz OÖ Manfred Hofer und Michael Haselauer, und Linz Netz Johannes Zimmerberger und Jörg Mittendorfer zum Spatenstich in das Umspannwerk Pichling ein. Mit dabei waren auch Stefan Kaineder, Umwelt- und Klimalandesrat Oberösterreich, Christian Mader, LAbg. (in Vertretung für Markus Achleitner, Wirtschafts- und Energielandesrat), Gerald Mayer, CFO voestalpine AG und Jürgen Schneider, Sektionsleiter Klima und Energie BMK.
Sichere Stromversorgung für den Zentralraum Oberösterreich
Als Ersatz für die bestehende, mehr als 70 Jahre alte und den zukünftigen Anforderungen nicht mehr entsprechende 110-kV-Anspeisung des Zentralraums Oberösterreich wird nunmehr von APG, Netz OÖ und Linz Netz ein rund 42 Kilometer langer 220-kV-Versorgungsring errichtet. Gemeinsam investieren die drei Netzpartner rund 800 Millionen Euro in das Projekt.
Die dafür notwendigen Baumaßnahmen beinhalten den Ersatzneubau bestehender Leitungen, Spannungsumstellungen von 110 auf 220 kV auf bereits dafür ausgelegten Leitungsabschnitten sowie Aus- und Umbauarbeiten in insgesamt acht Umspannwerken. Für die Errichtung der neuen Leitungen werden großteils bestehende Leitungstrassen von APG, Netz OÖ und Linz Netz genutzt, um den Eingriff auf Mensch und Natur so gering wie möglich zu halten.
Nachdem das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) Ende Juni 2024 den positiven UVP-Bescheid des Landes OÖ in zweiter Instanz bestätigt hat, wurde in den Sommermonaten 2024 unmittelbar mit bauvorbereitenden Maßnahmen für das Projekt „Sichere Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich” begonnen.
Die Bauarbeiten zum Projekt haben mit den ersten beiden von insgesamt vier Leitungsbauabschnitten und in den drei Umspannwerken Kronstorf, Pichling und Tillysburg bereits begonnen. Später folgen im Zuge des Projektes in fünf weiteren Umspannwerken Aus- und Umbauarbeiten. Die Umsetzungen der Bauabschnitte drei und vier starten 2027 und 2028. Die Inbetriebnahme des Versorgungsrings erfolgt etappenweise ab 2026 bis 2030.
Dass die Umsetzung des Projekts nach Bestätigung der Genehmigung in zweiter Instanz nun endlich starten konnte, ist sehr erfreulich und auch von großer Bedeutung für die Region und ganz Österreich, sagt Gerhard Christiner, Vorstandssprecher der APG: „Es freut uns sehr, dass wir die Umsetzung dieses wichtigen Projektes endlich starten konnten. Damit machen wir, gemeinsam mit unseren Partnern, einen großen Schritt in Richtung versorgungssichere Energiewende und einer nachhaltigen Stärkung und Dekarbonisierung des Industrie- und Lebensstandortes Oberösterreich. Gemeinsam investieren wir in die Wirtschaftsregion und ermöglichen die zunehmende Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft in Oberösterreich. Darüber hinaus ist dieses Strominfrastrukturprojekt ein zentrales Puzzlestück unseres neun Milliarden schweren Investitionsprogramms der APG bis 2034 zur Erreichung der Klima- und Energieziele Österreichs.”
Absicherung für die Region und Generationen
Das Projekt ist elementar für das Erreichen der Klima- und Energieziele Österreichs und die sichere Stromversorgung des Zentralraums Oberösterreich.
Manfred Hofer, Geschäftsführer der Netz Oberösterreich GmbH: „Das Gesamtprojekt ist für Oberösterreich von besonderer Bedeutung, weil wir als Netzbetreiber auf allen Spannungsebenen von den neu geschaffenen Kapazitäten profitieren. Die Energiewende und das Meistern der Energiezukunft ist ein Teamsport und kann nur gemeinsam gelingen – deshalb ist es selbstverständlich, dass im Sinne einer ressourcenschonenden Projektplanung Leitungsabschnitte zusammengeführt werden. Als Netz Oberösterreich unterstützen wir dieses gemeinsame Ziel mit der Beistellung von insgesamt 18 Kilometern Leitungstrasse – das ist sinnvoll, weil die Energiezukunft auch leistbar bleiben muss. In der Region werden wir weiter in den Netzausbau zu den Kunden investieren, damit die Energiezukunft für jeden möglich und erlebbar wird.”
Johannes Zimmerberger, Geschäftsführer LINZ NETZ GmbH: „Der Weg in eine nachhaltige und erneuerbare Energiezukunft führt unweigerlich über eine Netzinfrastruktur, die auch den Anforderungen kommender Generationen gerecht wird. In einer zunehmend elektrifizierten Gesellschaft ist das Stromnetz der Nährboden, auf dem große Energiewende-Projekte überhaupt erst erwachsen können. Besonders in der Industriestadt Linz ist die sichere Stromversorgung und eine zukunftsfitte Netzinfrastruktur von zentraler Bedeutung für die positive Entwicklung des Wirtschafts- und Lebensraums. Mit der leistungsfähigen Anspeisung des Linzer Raums ermöglichen wir u.a. den Anschluss von Elektrolyseanlagen zur umweltfreundlichen Herstellung von Wasserstoff. Wir freuen uns, als LINZ NETZ GmbH ein Teil dieses beispielgebenden Großprojektes zu sein und damit der Region in und um Linz den Weg in eine klimaneutrale Zukunft zu ebnen.”
Stärkung des Wirtschafts- und Lebensraums Oberösterreich
Oberösterreich ist nicht nur Lebensraum, sondern spielt regional, landesweit und auch international als Wirtschafts- und Industriestandort eine bedeutende Rolle. Mit dem Projekt „Sichere Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich” wird die dynamisch wachsende Wirtschaftsregion nachhaltig gestärkt.
„Heute ist ein bedeutender Tag für Oberösterreich und für die Energiewende in ganz Österreich. Mit dem Baustart zur neuen Zentralraumleitung schaffen wir die Grundlage für eine sichere und zukunftsfähige Energieversorgung. Die Investition in dieses Projekt ist ein klares Bekenntnis zur Energiewende, denn damit sichern wir nicht nur die Stromversorgung in Oberösterreich, sondern sie spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Umstellung auf erneuerbare Energien. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn wir die Netze anpassen und so den Weg für mehr grünen Strom in unseren Haushalten und Betrieben ebnen. Der neue Versorgungsring ermöglicht neben einer langfristigen Stilllegung der fossilen Kraftwerke im Zentralraum Oberösterreichs auch die Umstellung der Stahlproduktion der voestalpine von fossil betriebenen Hochöfen auf Lichtbogenschmelzöfen. Zusätzlich bringt die Leitung Versorgungssicherheit auf viele Jahrzehnte. Mit dem Zukunfts-Upgrade der Stromleitung bekommen wir ein frisches Herz im Zentrum unseres Landes, das auf Generationen hinweg pulsieren wird”, freut sich Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, in dessen Ressort auch die Genehmigung der neuen Leitungsanlagen fällt.
LAbg. Christian Mader: „Eine leistungsfähige Strominfrastruktur ist ein wesentlicher Standortfaktor für denWirtschaftsraum Oberösterreich: Sie ist die Grundvoraussetzung für die Dekarbonisierung von Industrie, Raumwärme und Mobilität und auch Basis für den Ausbau der Einspeisemöglichkeiten erneuerbarer Energieträger zur Erreichung der österreichischen Klimaziele. Gerade auch die nunmehrige Umsetzung des 220-kV-Versorgungsrings im oberösterreichischen Zentralraum ist ein wichtiger Beitrag zur Energiewende und zur Versorgungssicherheit in Oberösterreich. Damit wird insbesondere die Umsetzung des Projektes ‚greentec steel’ der voestalpine als größtes Klimaschutzprojekt Österreichs ermöglicht. Es können somit ab 2027 rund 2 Mio. Tonnen CO2 in Oberösterreich eingespart werden. Die Realisierung des Projekts ‚Sichere Stromversorgung Zentralraum OÖ’ ist aber nicht nur Voraussetzung für die Dekarbonisierung der Stahlproduktion der voestalpine, sondern dient auch der gesamten Stromnetz-Abstützung des Zentralraums und des Mühlviertels.”
Voraussetzung für Dekarbonisierung von Industrie und CO2-Reduktion
Die neue kapazitätsstarke Strominfrastruktur ist die Voraussetzung für die Elektrifizierung von Industrieprozessen – wie etwa die strombasierte Stahlerzeugung. Dadurch wird eine enorme Reduktion an CO2-Emissionen möglich.
Gerald Mayer, CFO voestalpine AG: „Mit greentec steel hat die voestalpine einen klaren Stufenplan zur Umstellung auf eine Net-Zero-Stahlproduktion. Ab 2027 wird in einem ersten Schritt an den Standorten in Linz und Donawitz jeweils ein Hochofen durch je einen grünstrombasierten Elektrolichtbogenofen ersetzt.
Damit können bis 2029 rund 30 % an CO2-Emissionen gegenüber 2019 eingespart werden.
Grundvoraussetzung dafür ist allerdings die ausreichende Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Quellen zu wirtschaftlich darstellbaren Preisen. Noch wichtiger ist die Bereitstellung einer leistungsfähigen und integrierten Netzinfrastruktur. Im konkreten Fall des Standortes Linz geschieht dies mit dem Projekt ‚Sichere Stromversorgung Zentralraum OÖ’. Mit dem nun zügig voranschreitenden Ausbau der Netzinfrastruktur sind wir zuversichtlich, dass auch die weiteren Planungsschritte unseres greentec steel-Projektes gut eingehalten werden können, sodass 2027 der erste grünstrombetriebene Elektrolichtbogenofen in Linz in Betrieb gehen kann.”
Jürgen Schneider, Sektionsleiter Energie und Umwelt BMK: „Ein wettbewerbsfähiges Industrieland braucht eine sichere Versorgung mit grüner Energie zu konkurrenzfähigen Preisen. Dafür wiederum braucht es eine gut ausgebaute Infrastruktur für Strom und grüne Gase. Mit dem Österreichischen integrierten Netzinfrastrukturplan ÖNIP hat das BMK gemeinsam mit relevanten Stakeholdern eine Blaupause für die dafür notwendigen Ertüchtigungen der Strom- und Gasnetze vorgelegt und damit ein wichtiges Instrument geschaffen, um den Ausbau der Stromnetze zu beschleunigen. Es freut mich sehr, und ich danke allen Beteiligten, dass jetzt in konkrete Projekte investiert wird, die unser Land zukunftsfähig machen.”
Das Projekt in Zahlen
- Spannungsebene Versorgungsring: 220 Kilovolt
- Trasse: rund 42,5 km Ersatzneubau, rund 60,5 km Demontagen
- 4 Bauabschnitte
- 8 Umspannwerke (Umbau/Erweiterung)
- Investition der drei Partner: rund 800 Millionen Euro
- Erhöhung der Anspeisekapazität von rund 780 MVA auf rund 3.400 MVA