Land OÖ und Schuldnerberatungen starten anlässlich des Black Friday gemeinsame Online-Kampagne gegen Jugendverschuldung
Nicht nur die Vorweihnachtszeit, auch zahlreiche Aktionen wie der „Black Friday“ und andere Vergünstigungen laden derzeit zum ausschweifenden Einkaufen und zu spontanen OnlineKäufen ein. Zahlanbieter wie Klarna ermöglichen den Einkauf auf einen Klick mit Ratenzahlung, Temu und Shein bieten eine Vielzahl an billigen Produkten aus aller Welt. Auf sozialen Medien wie TikTok boomen „Shopping Hauls“ und Einkaufs-Challenges.
Damit der Konsum nicht zur langfristigen Schuldenfalle wird, starten das Land Oberösterreich und die Schuldnerberatung die digitale Kampagne „Schulden? Maximal belastend!“. Mit den Sujets soll auf die Gefahr von „Buy now, pay later“-Einkäufen aufmerksam gemacht werden und die Sensibilität sowie verantwortlicher Umgang mit Geld gerade bei jungen Konsument/innen gestärkt werden. Eine neue Landing Page des JugendService gibt präventive Tipps, im Ernstfall unterstützen auch die Schuldnerberatungen kostenfrei und vertraulich.
Fallzahlen der Schuldnerberatungen nur leicht gestiegen – verstärkte Nachfrage erwartet
Insgesamt 14.533 Beratungsgespräche führten die beiden staatlich anerkannten Schuldenberatungs-Vereine in Oberösterreich bis 30. September 2024 durch, 7.634 waren es bei der Schuldnerberatung, 6.899 bei der Schuldnerhilfe. Diese beiden Vereine wickeln im Auftrag des Landes die Schuldnerberatung ab.
Etwa 25% der Neuzugänge in der Beratungsstellen, nämlich 853 Personen, entfällt auf die Personengruppe unter 30 Jahre.
Die Hochrechnung für 2024 zeigt einen leichten Anstieg bei den Neuzugängen sowie einen Anstieg bei der Anzahl der Beratungsgespräche. In Anbetracht der aktuell steigenden Firmeninsolvenzen und den damit verbundenen Personalfreisetzungen erwarten die Geschäftsführer von Schuldnerberatung und Schuldnerhilfe für die kommenden Jahre eine verstärkte Nachfrage ihres Beratungsangebots.
Eine hohe Verschuldung schon in jungen Jahren kann für die spätere Lebensführung große Konsequenzen haben. „Wir wollen die Sensibilität für Spontan- und Onlinekäufe generell stärken. Bei jungen Leuten haben wir natürlich einen umso stärkeren Hebel, da sie ihre finanzielle und berufliche Zukunft noch vor sich haben“, erklärt Landesrat Dörfel das Ziel der neuen Kampagne. Aktuelle Entwicklungen und Trends wurden in der Konzeption der Kampagne berücksichtigt:
• Stärkerer Fokus auf Zielgruppen: Einzelne Zielgruppen können durch Algorithmen noch viel besser erreicht werden (Targeting). Speziell Apps wie Instagram oder TikTok haben bereits sehr gut entwickelte Algorithmen, die immer das passende Angebot vorschlagen. Durch „Challenges“ werden die App-Nutzer/innen zudem motiviert, ebenfalls möglichst viel Geld für Online-Käufe auszugeben.
• Die Aufnahme von Krediten schon in jungen Jahren kann spätere Träume unmöglich machen, indem sie beispielsweise zu einer schlechteren Bonitätseinstufung bei der Kreditvergabe führt. Das macht die Anschaffung von Zukunftsinvestitionen bzw. wertsicheren Investitionen – bei denen es aufgrund ihrer Wertstabilität generell mehr Sinn macht, Kredite aufzunehmen bzw. Zinsen in Kauf zu nehmen – später umso schwerer.
• Sofortkredite, wie sie beispielsweise von Klarna angeboten werden, sind für den Schuldner kein gutes Geschäft. Bei längeren Ratenvereinbarungen können hier sehr schnell sehr hohe Zinsen anfallen (Effektivzinssatz von bis zu 14 % bei Klarna, klassische Bankenkredite liegen bei 4,5 bis 8,5 %). Bei vielen Zahlungen kann man den Überblick schnell verlieren, es kommen Mahnungen und Inkassobüros ins Spiel, wobei einige dieser Anbieter auch eine sehr strenge Mahnpraxis haben (Mahnung, obwohl das Produkt bereits zurückgeschickt wurde). Konsumkredite sollten daher vermieden werden.
• Ein Phänomen, das alle Käufer/innen betrifft, sind lang gestreckte Monatsraten: Wer für ein Weihnachtsgeschenk 36 Monatsraten vereinbart, wird zu Weihnachten im darauffolgenden Jahr wieder Schulden anhäufen, ohne jene aus dem letzten Jahren fertig abbezahlt zu haben – das macht den Schuldenrucksack immer größer.
• Am Markt treten verstärkt unseriöse Schuldnerberater und Insolvenzverwalter (zB Unterstützung bei Privatkonkurs gegen Entgelt) auf, die die Schuldenfalle noch größer machen können. Schuldnerberatung und Schuldnerhilfe sind staatlich anerkannte Schuldnerberatungen, die kostenlos und vertraulich unterstützen.