Am 16. April 1974 wurde von den Gemeinden Bad Goisern, Hallstatt und Obertraun der Verband offiziell gegründet. Ein Jahr später wurde mit dem Bau eines Kanalnetzes begonnen. Von der Kläranlage Anzenau ausgehend, führen Hauptsammler des Verbandes in die wichtigsten Ortsteile. Die Aufschließung dieser wird durch Gemeindekanäle ermöglicht.
Ein besonders schwieriger Bauabschnitt war im Winter 1982/1983 die Verlegung von Seeleitungen im Hallstättersee. Diese wurden direkt vor Ort am Seeufer in Obertraun produziert. Nach Fertigstellung der vier Teilstücke wurde der Kanal auf den Grund des Sees, bis in eine Tiefe von 125 m, abgesenkt. Neben dem Hauptkanal von Obertraun über Hallstatt und Gosaumühle nach Untersee wurde eine zusätzliche Seeleitung als Verbindung in den Goiserer Ortsteil Obersee geschaffen.
1989 wurde von der Gemeinde Gosau aus Kostengründen der Entschluss gefasst, ebenfalls die Abwässer in der Verbandskläranlage in Bad Goisern zu reinigen. Um dies zu ermöglichen, wurde ein Verbandskanal von Gosaumühle durch die Gosauschlucht bis zum Gosausee gebaut. Im selben Jahr wurde die Kläranlage um eine Kammerfilterpresse ergänzt.
In der Zeit von Mai 2001 bis Mai 2003 wurde die Kapazität der Kläranlage von 16.000 Einwohnerwerten auf 22.000 EW erweitert und zusätzlich eine Anpassung der Kläranlage an den Stand der Technik vorgenommen.
Ein wichtiger Meilenstein wurde Ende 2011 erreicht, als alle geplanten regionalen Kanalbauvorhaben abgeschlossen werden konnten. Durch den letzten vollendeten Kanalbauabschnitt werden 99% des Abwassers der Einwohner, Gäste und Betriebe die Kanalisation entsorgt.
Die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung der Region ab 2014 erforderte eine 2. Erweiterung der Kläranlage auf 33.000 Einwohnerwerte. Die nunmehrigen Arbeiten konnten in der Zeit von Februar 2022 bis Mai 2024 äußerst effizient und erfolgreich abgewickelt werden.
Interessanterweise rechnete die erste Kläranlagenplanung 1974 mit einer Endausbaugröße von 32.000 EW.
Um den Anforderungen für die Zukunft gerecht zu werden, wurde vor allem der Energieeffizienz und der Eigenenergieerzeugung eine sehr hohe Wertigkeit beigemessen. Der Jahresstrombedarf für Kanalisation und Kläranlage in Höhe von etwa 650.000 kWh kann durch die optimierte Nutzung und Bewirtschaftung von Biogas- und Sonnenenergie gedeckt werden.
Die ARA Bad Goisern erfüllt in diesem Punkt bereits jetzt die neue europäische kommunale Abwasserrichtlinie (UWWTD 2024), welche zukünftige Energieeffizienz und Energieneutralität in der Abwasserreinigung fordert.
50 Jahre nach der Gründung des RHV Hallstättersee reinigt eine der modernsten und effizientesten Kläranlagen Europas das Abwasser der UNESCO-Welterberegion Hallstatt / Dachstein – Salzkammergut.
Mehr als 75 Millionen Euro wurden zum Wohle unserer Kinder und Mitmenschen vom Verband und den vier Mitgliedsgemeinden in den regionalen Gewässer-, Umwelt- und Klimaschutz investiert.
ARA Bad Goisern – Gewässerschutz im Welterbe
In Bad Goisern entstand in den letzten Jahren eine der modernsten und innovativsten Abwasserreinigungsanlagen (ARA) Europas.
Bereits im Jahr 2016 wurde vom RHV erkannt, dass die Verbandskläranlage mittelfristig an die positive regionale Wirtschaftsentwicklung angepasst werden muss. Zukunftsprognosen der Mitgliedsgemeinden und eine Simulationsstudie der BOKU Wien führten letztendlich zu einem internationalen Ausschreibungsprozess für die Erweiterung der ARA.
In einem mehrphasigen Prozess setzte sich das Planungsbüro Büro Dr. Lengyel ZT GmbH aus Wien mit dem besten Angebot betreffend Investitions- und zukünftiger Betriebskosten durch. Das Planungsteam wechselte fast übergangslos von der Erweiterung der Hauptkläranlage Wien ins Innere Salzkammergut.
Die Arbeiten für die Detailplanungen wurden nachhaltig von der parallel ausgebrochenen Corona-Pandemie beeinflusst. So musste ein Großteil der Besprechungen in Videokonferenzen abgehalten werden.
Das Ergebnis war ein Projekt für die Erweiterung der ARA Bad Goisern von 22.000 EW auf 33.000 EW (EW=Einwohnerwerte).
Als fünfte Anlage weltweit wurde das Triple-A-Verfahren zur Verbesserung der Reinigungsleistung und Kosteneffizienz implementiert. Die zu erwartenden Gesamtkosten in Höhe von 7 Mio. € erforderten eine europaweite Ausschreibung und Auftragsvergabe auf Basis des Bundesvergabegesetzes.
Nach intensiver Prüfung der vorliegenden Angebote und der resultierenden Auftragsvergabe an die Unternehmen erfolgte am 14. Februar 2022 der Baubeginn.
Die massiven Verwerfungen im Energiesektor während der Bauphase erforderten, in Absprache mit Land OÖ und Bund, eine Anpassung der Planungen. Die Kläranlage sollte in Hinblick auf erneuerbare Energieerzeugung optimiert und auf einen möglichen Strommausfall vorbereitet werden. So wurde unter anderem die PV-Eigenerzeugung auf 151,1 kWp gesteigert und ein Akkuspeicher mit einer Kapazität von 450 kWh errichtet. Parallel zur Erweiterung wurde über den Nachklärbecken eine Agro-PV-Anlage mit 170 kWp errichtet, mit welcher bilanziell der Jahresstrombedarf der Kanalisationsanlagen des Verbandes gedeckt werden kann.
Besonders erschwerend kam in der Bauphase auch noch eine galoppierende Inflation hinzu, welche zu Kostensteigerungen von rund 2 Mio. € führte. Durch die rasche Reaktion der Entscheidungsträger des Verbandes konnte aber auch dieses Problem erfolgreich gelöst werden.
Ende Mai 2024 erfolgte die Finalisierung und Perfektionierung der Anlagen. In diesem Zusammenhang darf aber keinesfalls vergessen werden, dass es sich bei Abwasserreinigungsanlagen mittlerweile um hochkomplexe Industrieanlagen handelt, welche laufend optimiert und angepasst werden müssen.
Von Seiten der Geschäftsführung und des Verbandes ergeht ein großer Dank an alle Beteiligten. Konsequente Planung, die Einbindung der Mitarbeiter und fachkundige Auftragnehmer haben in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld zu einem perfekten Ergebnis geführt.