Wie kann die Resilienz des Standorts Oberösterreich weiter gestärkt werden – diese Frage stand im Mittelpunkt des Zukunftsforum Oberösterreich 2025, das im Oberbank Donau-Forum in Linz stattgefunden hat. Mehr als 500 Gäste aus Wirtschaft, Forschung sowie Politik setzten sich in Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden mit der Frage auseinander, wie Oberösterreich zukunftsfit bleibt. Thematisiert wurden Strategien für den Standort, für Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. „Im Zukunftsforum Oberösterreich haben sich die klügsten Köpfe in unserem Bundesland ausgetauscht. Es geht darum, dass alle gemeinsam die Zukunftsfähigkeit und Krisenfestigkeit des Standorts OÖ stärken”, unterstrichen Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner.
„Eine unserer größten Stärken in Oberösterreich: Wir arbeiten gemeinsam aktiv an morgen, gestalten dieses Land, unsere Zukunft gemeinsam”, betonte Landeshauptmann Stelzer. „Unser Erfolg basiert auf zwei Säulen: Innovationsstärke und Internationalität. Beides müssen wir weiter ausbauen, wenn wir zu den stärksten Standorten Europas zählen wollen. Und wir müssen handeln, statt warten”, so Landeshauptmann Stelzer. Die enge, unkomplizierte Zusammenarbeit zwischen Fachhochschulen, Universitäten, außeruniversitärer Forschung, Wirtschaft und Industrie ist aus der Sicht des Landeshauptmannes ein besonderer Standortvorteil in Oberösterreich.

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Gemeinsam den Standort gestalten
Das Fazit der Veranstaltung war für Wirtschafts-Landesrat Achleitner: „Anstatt über Herausforderungen zu jammern, packen wir an – das ist tief in der oberösterreichischen Mentalität verwurzelt.” Um den Produktionsstandort in ein nachhaltiges Zeitalter zu führen und dabei wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten alle Teil der Lösung sein. „Den inhaltlichen Rahmen dafür liefert unsere Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030. Mit dem höchsten Forschungsbudget aller Zeiten setzen wir ein klares Zeichen – denn unsere Innovationskraft ist der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit”, hob Landesrat Achleitner hervor.
Werner Pamminger, Geschäftsführer der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria, ging auf die Zollpolitik der USA ein: „Die Dramaturgie bis zum Zukunftsforum hätte nicht besser sein können – gewünscht hätten wir es uns anders. Als Standortagentur verstehen wir uns als Innovationstreiber. Innovation geht nicht allein – Innovationen entstehen dort, wo sich Menschen treffen, sich Anregungen holen und gemeinsam Ideen entwickeln. Das Zukunftsforum ist der passende Rahmen, um gemeinsam an der Zukunft des Standortes zu arbeiten.”
Zurück auf die Überholspur
Die heimische Industrie leidet unter hohen Energie- und Lohnstückkosten sowie Regulierungen und Abgaben. Was es braucht, damit wir vom Pannenstreifen wieder auf die Überholspur kommen, erläuterte IV-Chefökonom Christian Helmenstein. Der Professor für Volkswirtschaftslehre räumte mit einem Missverständnis auf: „Survival of the fittest wird oft missinterpretiert. Es überleben nicht die Stärksten, sondern jene, die sich an die Gegebenheiten am besten anpassen.” Der Schlüssel für den künftigen Wohlstand sei Produktivität, denn 98 Prozent des Wohlstandes gehen auf Produktivität zurück. Europa könne reüssieren, wenn wir uns nicht nur auf unsere vorhandenen Stärken verlassen, sondern auch radikale Innovation zulassen und entbürokratisieren. „So holen wir die besten Köpfe und die flinksten Hände nach Europa”, ist der Ökonom überzeugt.
Radikale Innovation und Entbürokratisierung
In der anschließenden Diskussionsrunde ging es ebenfalls um diese zwei Punkte: radikale Innovation und entbürokratisieren. Am Podium saßen IV OÖ-Vizepräsident Thomas Bründl, Keynote Speaker Christian Helmenstein, der Leiter der Wirtschaftspolitik der Arbeiterkammer OÖ, Philipp Gerhartinger, Steuerberater Markus Raml und Energie-AG-Vorstand Leonhard Schitter. Einhelliger Tenor: „Für radikale Innovation braucht es mehr Mut zu Fehlern und einen positiveren Umgang damit. Konzentrieren wir uns darauf, was wir aus Fehlern gelernt haben und welche Innovationen dadurch entstanden sind.”
IV-OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch fasste den Vormittag des Zukunftsforums mit dem Zitat eines historischen Staatsmannes zusammen: „Ich habe das Gefühl, dass alle motiviert sind und am liebsten gleich loslegen würden. Deshalb möchte ich Winston Churchill zitieren: Never waste a good crisis.”
Es gibt nicht nur eine Zukunft
Den Nachmittag eröffnete WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer mit einer guten Nachricht: „Krisen haben uns – und das ist empirisch nachgewiesen – resilienter gemacht. Europa muss sich deshalb noch mehr zusammenschließen und neue Märkte erobern. Dann tun sich auch neue Chancen auf.”
Patrick Rammerstorfer, Gründer und CEO der Pro Active GmbH, stellte seinen Ansatz einer zukunftsorientierten Unternehmensstrategie für Resilienz vor: Strategic Foresight. „Menschen brauchen Zukunftsbilder, die Orientierung geben und Ungewissheit in gestaltbare Möglichkeiten verwandeln”, erklärte er.
Vertrauen aufbauen
Auf dem Podium diskutierten EREMA-Geschäftsführer Manfred Hackl, Barbara Lamb von Impuls Kommunikation, Patrick Rammerstorfer und voestalpine-Betriebsratsvorsitzender Hans-Karl Schaller über die Bedeutung von interner Kommunikation in den Unternehmen. Auch hier herrschte der einhellige Tenor: „Nur ehrliche, authentische interne Kommunikation schafft Vertrauen bei den Mitarbeitenden und nimmt ihnen die Angst vor der Zukunft und vor Veränderungen.” Das schaffe Resilienz im Unternehmen und bei der Belegschaft, wie auch AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl betonte: „Der Erfolg eines Unternehmens ist der Erfolg aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.”
Resilienz der Belegschaft stärken
Wie man die Resilienz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fördern kann, veranschaulichte IFES-Geschäftsführer Reinhard Raml: „Gute Arbeitsbedingungen wie Entwicklungschancen, Weiterbildungsmöglichkeiten oder die Beziehung zur Kollegenschaft erhöhen die Resilienz der Mitarbeitenden massiv. Auch Vereinbarkeit und Mitbestimmung wirken besonders positiv.” Um Letzteres ging es auch auf dem Podium. GPA-OÖ-Geschäftsführer Wolfgang Gerstmayer, der Leiter der Abteilung für Sozial- und Gesundheitspolitik der WKOÖ, Rolf Gleißner, Reinhard Raml und Miba-Personalchefin Uta Stockbauer waren sich einig: „Mitarbeitende wollen heute nicht mehr Top-down-bestimmt sein. Ihre Bedürfnisse ändern sich im Laufe des Erwerbslebens. Darauf müssen Unternehmen stärker eingehen.”
An Herausforderungen wachsen
Bei der Abendveranstaltung ließen Wassersportlerin Lisa Farthofer und Paratriathlet Florian Brungraber das Publikum an ihren persönlichen Geschichten teilhaben. Dabei wurde klar: Im Sport ist Resilienz gelebte Realität. Lisa Farthofer durchquerte 2023 als erste Frau gemeinsam mit fünf Männern die Antarktis in einem Ruderboot und stellte dabei zehn Weltrekorde auf. „So gut man sich auch vorbereitet und alle denkbaren Szenarien im Vorfeld durchspielt – es gibt immer unvorhersehbare Situationen. Daher muss im Vorhinein festgelegt sein, wer in Extremsituationen die Verantwortung übernimmt und Entscheidungen trifft”, ist Farthofer überzeugt.
Florian Brungraber erlitt bei einem Paragleitunfall eine Querschnittlähmung und fand über die Reha den Weg zum Triathlon. Er gewann Silber bei den Paralympischen Spielen 2020 in Tokio und wiederholte diesen Erfolg 2024 in Paris. Für ihn ist Resilienz kein theoretisches Konzept, sondern Teil des sportlichen Alltags: „Dranbleiben, wenn es nicht sofort klappt, und den Blick nach vorn richten. Dafür braucht es Eigenschaften wie Ehrgeiz, Ausdauer und den Willen zur Verbesserung.”
Standort- und Sozialpartner mit an Bord
Veranstaltet wurde das Zukunftsforum Oberösterreich von der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper. Kooperationspartner waren auch heuer wieder die Industriellenvereinigung OÖ, die Wirtschaftskammer OÖ und die Arbeiterkammer OÖ.