Wiedereröffnung des Museum der Stadt Bad Ischl | HOTEL AUSTRIA. Willkommen im Salzkammergut I Bad Ischl Salzkammergut 2024

HOTEL AUSTRIA. Willkommen im Salzkammergut

Das ehemalige Hotel „Austria” öffnet als inhaltlich komplett neuausgerichtetes Museum der Stadt Bad Ischl, im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024, am 19. Juli nach 35 Jahren seine Türen wieder.

Bad Ischl, 18. Juli 2024
Nach der umfassenden Sanierung des ehemaligen Hotel „Austria” öffnet das Museum der Stadt Bad Ischl an der Esplanade am Freitag, den 19. Juli 2024 mit der Dauerausstellung HOTEL AUSTRIA. Willkommen im Salzkammergut seine Türen wieder. Das Museum der Stadt Bad Ischl, das inhaltlich völlig neu ausgerichtet wurde, wurde durch die Stadtgemeinde Bad Ischl, in Kooperation mit der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024, die ein Projekt für die Neukonzeptionierung vergab und dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport realisiert. Das neukonzipierte und neugestaltete Stadtmuseum wird in Zukunft Einheimischen und Gästen, Schülerinnen und Studierenden, Familien, kulturinteressierten Gruppen und Einzelbesucherinnen die Geschichte des Salzkammergutes mit Fokus auf Bad Ischl näherbringen.
Endete die Erzählung in Bad Ischl bisher mit dem Tod Kaiser Franz Josephs, so reicht sie heute bis in die Gegenwart und gibt Ausblicke in die Zukunft. Die eigens von Herta Neiß und Michael John konzipierte Dauerausstellung HOTEL AUSTRIA. Willkommen im Salzkammergut im ersten und zweiten Stock wird 2025 noch um eine weitere Ebene im dritten Stock mit der Sonderausstellung zum Weltreisenden und Hotelier Hans Sarsteiner ergänzt. Die Ausstellungsgestaltung übernahm Hans Kropshofer, für das Design zeichnet sich Gerald Lohninger verantwortlich.
Im Zuge der Wiedereröffnung des Museum der Stadt Bad Ischl wird die vom Universalmuseum Joaneum übernommene Präsentation Das andere Leben. Fotografien zu Konrad Mautner als erste Sonderausstellung präsentiert. Die Ausstellung, die ein Kooperationsprojekt der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 ist und vom 27. Jänner bis 30. Juni anlässlich des 100. Todestages des Forschers und Sammlers von Trachten und Volksliedern, Konrad Mautner, am 15. Mai 2024 als Personale im Volkskundemuseum Graz zu sehen war, ist eine wunderbare inhaltliche Ergänzung zur Neuaufstellung des Museum der Stadt Bad Ischl.
Anlässlich der Wiedereröffnung des Museum der Stadt Bad Ischl ist eine umfassende Publikation unter dem Titel Sehnsucht Salzkammergut im Böhlau Verlag, Wien zum Preis von Euro 35,- erschienen.

Die Bedeutung der Wiedereröffnung des Museum der Stadt Bad Ischl für die Stadtgemeinde Bad Ischl
„Endlich ist es soweit: Heute, am 18. Juli, öffnet Bad Ischl das ‚Museum der Stadt Bad Ischl­­­’ wieder. Das ehemalige Hotel ‚Austria’, das mit der Geschichte unserer Stadt tief verwurzelt ist, erstrahlt in neuem Glanz und wird in Zukunft einer der kulturellen Mittelpunkte sein, an dem sich Geschichte und Zukunft von Bad Ischl treffen. Als Bürgermeisterin und ehemalige Pädagogin ist es mir besonders wichtig, hier ein Museum mit Blick auf die  Zukunft zu schaffen, ein Ort, an dem alle Generationen entdecken, forschen und verweilen können. Das ‚Museum der Stadt Bad Ischl­­­­’ wird nicht nur die reiche Geschichte und das Erbe von Bad Ischl präsentieren, sondern auch eine Plattform für zeitgenössische Kunst und Kultur sein. Die Eröffnung des Museums ist ein wichtiger Schritt in der Revitalisierung von Leerständen in unserer Stadt und ein Beweis für unser Engagement, die kulturelle Landschaft von Bad Ischl zu bereichern und zu bewahren. Mit dem neuausgerichteten Museum setzt Bad Ischl ein starkes Zeichen für die Zukunft dieser Stadt, die sich als lebendigen Ort der Begegnung, des Lernens und der Inspiration versteht. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für ihre Unterstützung und ihr Engagement, die dieses Projekt ermöglicht haben.” Ines Schiller, Bürgermeisterin der Stadtgemeinde Bad Ischl
 
Komplette Neuausrichtung und Neugestaltung über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart und Zukunft
Das wiedereröffnete Museum der Stadt Bad Ischl an der Esplanade war früher ein bekanntes Hotel – das ‚Austria‘. „Wir tauchen ein in die Welt der Sommerfrische, der Anfänge der Kur, der Eisenbahnnostalgie und begeben uns gemeinsam auf eine Reise durch das historische Salzkammergut und Ischl. Wir treffen illustre Gäste an der Hotelbar und begegnen ihren berühmten Gastgeber*innen. Doch was liegt hinter dem schönen Schein aus Operettenklängen, Soireen und Walzerseligkeit? Das erfährt man in der Dauerausstellung ‚HOTEL AUSTRIA. Willkommen im Salzkammergut’.  Sie überrascht, regt zum Nachdenken an und wirft Fragen auf, die auch heikle Zeitphasen der Geschichte nicht aussparen. Es handelt sich um eine innovative Konzeption, eine komplette Neuausrichtung und Neugestaltung, die über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart und Zukunft reicht.” Herta Neiß, Johannes Kepler Universität Linz, Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte

Ohne Gedächtnis sind wir nichts
„Das Museum ist das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft. Bad Ischl hat viele Geschichten durchlebt, viele Herrschaftssysteme überlebt. Alle haben Spuren hinterlassen und haben sich ins Stadtbild eingebrannt, sind Teil der DNA dieser Stadt vom Abbau des Salzes zu dessen Verarbeitung und Abtransport, von der Habsburgerherrschaft zur Sommerfrische, Bad Ischl wurde zum Kurort und hat Gäste aus aller Welt empfangen. Das ‚Museum der Stadt Bad Ischl’ erzählt mit seiner Neuaufstellung die Geschichte der Stadt weiter: von der Sommerfrische und dem kulturellen Leben, das Weltoffenheit beschwor, vom Zusammenbruch des höfischen Europas sowie von der Machtergreifung der Nationalsozialisten und deren verheerenden Folgen, aber auch vom Gang in die Moderne. Mit der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 tritt das neugestaltete Stadtmuseum seine Reise bis in die Jetztzeit an, als Kurort, Erholungsort und Lebensort, als Ort voller Tradition, wo Moderne auf Geschichte triftt.” Elisabeth Schweeger, Künstlerische Leiterin, Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024
 
Wissenschaftliche Inhalte mit multimedialen Tools als Gesamterlebnis inszeniert
Das Museum der Stadt Bad Ischl wird in Zukunft Einheimischen und Gästen sowie Zielgruppen unterschiedlicher Alterstufen, Schüler*innen und Studierenden, Familien, kulturinteressierten Gruppen und Einzelbesucher*innen die Geschichte des Salzkammergutes mit Fokus auf Bad Ischl näherbringen. Endete die Erzählung bisher mit dem Tod Kaiser Franz Josephs, so reicht sie heute bis in die Gegenwart und gibt Ausblicke in die Zukunft. Das nachhaltige Projekt ist als Dauerausstellung konzipiert und wird 2025 noch um eine weitere Ebene im dritten Stock und die Sonderausstellung zum Weltreisenden und Hotelier Hans Sarsteiner ergänzt. 
 
„Die Neuausrichtung verbindet wissenschaftliche Inhalte mit inszenatorischer Gestaltung und multimedialen Tools zu einem neuen Gesamterlebnis, ergänzt um Vermittlungskonzepte für Kinder und Jugendliche und ist barrierefrei erschlossen. Ziel war es: Atmosphäre zu schaffen, das Eintauchen in historische Situationen und das jeweilige soziale Gefüge zu ermöglichen und dieses zu verstehen. Dabei soll die Ausstellung überraschen, unterhalten und letztlich auch das Wissen bereichern. Die Spannbreite des Museums reicht über 7000 Jahre, hat aber einen Fokus auf die Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts. Der Tourismus und im speziellen die im 19. Jahrhundert sich entwickelnde Sommerfrische veränderte die Lebenswirklichkeit in der Gastgeber-Region nachhaltig, ebenso wie jene der Gäste. Auch das Salz spielte eine sehr wichtige Rolle für die Geschichte des Raums.” Michael John, Johannes Kepler Universität Linz, in Ruhe

Eine Zeitreise durch die Geschichte
Seit dem ausgehenden Mittelalter hat das Salzkammergut einen unglaublichen Werdegang hinter sich: Zuerst war es ein ausgebeutetes, abgeschottetes Gebiet, aus dem hohe Einkünfte aus dem Salzabbau abgeschöpft wurden, eine Arme-Leute-Region, ein „Staat-im-Staat” mit einem oft zitierten Betretungsverbot. Man brauchte einen Pass. Es handelte sich auch um eine Region, die lange von den Wunden infolge der Reformation geprägt war. 
 
Ab den 1820er Jahren war das spätere „Hotel Austria” im Sommer von Erzherzog Franz-Karl und seiner Gattin Erzherzogin Sophie bewohnt. Auch ist es jener Ort, an dem sich Kaiser Franz Joseph und Herzogin Elisabeth 1853 verlobten. Die enge Beziehung zwischen dem Kaiserhaus und dem Kurort nahm wohl hier ihren Anfang. Man gelangt auf der Zeitreise durch das Museum im ersten Stock in die Boomphase zur Kaiserzeit. Dabei spielen die Kur, die Sommerfrische und die regelmäßige Anwesenheit des Kaisers eine bedeutende Rolle. Das Thema Sommerfrische hatte und hat europaweite Dimension, insbesondere auch mit dem Blick auf den multinationalen Habsburgerstaat. Bad Ischl war über Jahrzehnte Kaiserstadt auf Zeit und damit auch ein Ort, an dem Entscheidungen fielen. Die Kriegserklärung an Serbien 1914 wurde hier beschlossen. Bis dahin und wohl auch noch in den Zwischenkriegsjahren war Bad Ischl – abseits der Hauptstädte und großen Metropolen – eines der Zentren des europäischen Tourismus.

Auf einer weiteren Ebene wird die Anziehungskraft, die Bad Ischl und auch das gesamte Salzkammergut auf Besucher*innen hatte, darunter viele Juden und Jüdinnen, verdeutlicht. Es war wohl auch Kaisertreue und die Kur, die zu diesem Boom geführt haben. Das Salzkammergut war eine in ganz Mitteleuropa beliebte Destination. Doch die vermeintliche Idylle erhielt bald Risse, durch Antisemitismus, Armut und das Erstarken von Diktaturen. Die Jahre 1938 bis 1945 waren besonders düster, Konzentrationslager und Arbeitslager wurden auch in dieser Region eingerichtet, Oppositionelle und Andersdenkende verfolgt, die jüdische Bevölkerung vertrieben, enteignet, ermordet. Widersetzlichkeit und aktiver Widerstand waren ebenfalls im Salzkammergut zu finden, die „Partisanen der Berge” waren kein Mythos. 
 
Der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg schlugen Wunden. Es dauerte, bis das Vergangene verarbeitet wurde. Ab den 1950er Jahren setzte der Aufschwung ein, der in der Tendenz bis heute anhält. Heimatverbundenheit, regionale Bräuche und Feste bilden einen fixen Bestandteil im Leben der Menschen in der Region. Wie man mit den Traditionen im 21. Jahrhundert umgeht, was dies für die Identität bedeutet und wie Bad Ischl heute zu sehen ist, diese Themen runden die Ausstellung ab.

© Museum der Stadt Bad Ischl

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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